Immer mehr Hundebesitzer*innen sprechen über die sogenannten „Mittelmeerkrankheiten“. Viele machen sich Sorgen, wissen aber nicht genau, worum es dabei eigentlich geht. Deshalb gebe ich dir heute einen klaren Überblick und räume mit den Mythen rund um dieses oft unklare Thema auf.

Mittelmeerkrankheit – Begriffserklärung

Der Begriff „Mittelmeerkrankheit“ wird oft für typische Krankheiten genutzt, die hauptsächlich im Mittelmeerraum vorkommen. Aber wer denkt, dass diese Erkrankungen nur dort auftauchen, liegt falsch. Sie kommen auch in anderen tropischen und subtropischen Regionen vor – und inzwischen sogar hier in Mitteleuropa. Deshalb sprechen Tierärzt*innen lieber von „Reisekrankheiten“, um das besser zu beschreiben.

Welche Krankheiten zählen zu den Mittelmeerkrankheiten?

Typische Mittelmeerkrankheiten beim Hund sind:

  • Leishmaniose: eine durch Parasiten hervorgerufene Infektionserkrankung. Typische Infektionsüberträger sind hier die Sandmücken.
  • Babesiose: eine durch Einzeller hervorgerufene Infektionserkrankung, die die roten Blutkörperchen zerstört und damit zu Blutarmut führt. Überträger sind hier Zecken.
  • Ehrlichiose: eine durch Bakterien hervorgerufene Infektionserkrankung, bei denen die weißen Blutkörperchen befallen werden. Auch hier sind Zecken die Überträger.
  • Hepatozoonose: eine durch Einzeller hervorgerufene Erkrankung, die oral durch Fressen, Verschlucken oder Zerbeißen von Zecken in den Körper gelangt. Diese Erkrankung ist nicht heilbar.
  • Herzwurmerkrankung: eine durch Parasiten hervorgerufene Erkrankung, die nur schwer behandelbar ist und oft tödlich verläuft. Überträger sind hier die Stechmücken.

Welche Symptome zeigen sich durch die Mittelmeerkrankheiten?

Leishmaniose: Haarverlust, Schuppenbildung, Hautgeschwüre, Krallenverkrümmung, Nagelbettentzündung, Knötchenbildung in der Haut, Pustelbildung, eventuell Fieber, Pigmentverlust im Nasen – und Maulbereich
Babesiose: Fieber, Fressunlust, Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit, Blutarmut
Ehrlichiose: Fieber, Nasenbluten, Nasenausfluss, Erbrechen, Abgeschlagenheit, Atemnot
Hepatozoonose: Fieber, Gewuchtsverlust, Schmerzen in der Lendenregion, blutige Durchfälle
Herzwurmerkrankung: reduzierte Leistungsfähigkeit, Atemnot, Husten

Wie werden die Mittelmeerkrankheiten behandelt?

Leishmaniose: Die Behandlung zielt darauf ab, die Erreger mit verschiedenen Medikamenten (wie N-Methylglucamin-Antimonat) zu bekämpfen, die bevorzugt intravenös verabreicht werden. Gleichzeitig stärken Immuntherapien die körpereigene zelluläre Abwehr.
Babesiose: Bereits bei Verdacht auf Babesiose sollten Antiprotozoika verabreicht werden. In akuten Fällen ist eine Bluttransfusion oder die Gabe von Hämoglobin-Glutamer 200 nötig.
Ehrlichiose: Hier erfolgt eine Therapie durch Antibiotika über zwei Wochen.
Hepatozoonose: Eine Kombinationstherapie aus Imidocarb und Antiobiotika ist hier am erfolgversprechendsten.
Herzwurmerkrankung: Die Behandlung erfolgt mit Entwurmungsmitteln, um die Larven wie auch die erwachsenen Würmer abzutöten. Dies geschieht in Kombination mit weiteren Medikamenten, damit es nicht zu Folgekomplikationen aufgrund der Masse an abgestorbenen Würmern kommt. Bei sehr weit fortgeschrittener Erkrankung kann auch eine operative Behandlung in Betracht gezogen werden.

Wie sind die Erfolgsaussichten auf eine vollständige Heilung?

Babesiose heilt bei rechtzeitiger Behandlung vollständig aus. Auch die akute Ehrlichiose spricht gut auf die Therapie an und kann geheilt werden, während die chronische Form nur selten ganz verschwindet.
Leishmaniose hingegen ist nicht heilbar, da die Erreger ein Leben lang im Körper verbleiben. Das Gleiche gilt für Hepatozoonose, bei der eine vollständige Beseitigung der Erreger nicht möglich ist.
Besonders kompliziert ist die Herzwurmerkrankung: Je länger die Infektion unbehandelt bleibt, desto höher steigt das Risiko für Langzeitschäden. Zudem birgt die Behandlung erhebliche Risiken. Beginnt man früh mit der Therapie, stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung ohne Folgeschäden gut. Wird die Behandlung zu spät gestartet, verschlechtert sich die Prognose deutlich.

Mittelmeerkrankheiten: Vorsicht ist besser als Nachsicht!

Bei allen Mittelmeerkrankheiten gilt: Sofern möglich, solltest du deinen Hund vor möglichen Risiken schützen bzw. das Risiko minimieren.
Als Schutz vor Leishmaniose ist eine Impfung mit einjährigem Schutz möglich.
Um das Risiko einer Babesiose, einer Ehrlichiose und einer Hepatozoonose zu minimieren, sollte dein Hund nach jedem Spaziergang auf Zecken abgesucht werden. Zudem empfiehlt sich die regelmäßige Gabe zeckenabtötender Wirkstoffe.

👉 Lies in unserem Blog zum Zeckenschutz mehr über die mögliche Prävention!

Um eine Herzwurmerkrankung zu verhindern, ist eine Behandlung deines Hundes vor einer Urlaubsreise wichtig. Hierfür stehen dir mehrere Medikamente zur Verfügung.

Wenn du als Hundebesitzer*in auf die Risiken achtest und diesen vorbeugst, sind die Mittelmeerkrankheiten gut in den Griff zu bekommen. Achte zudem auf die Symptome und reagiere bei einem leisen Verdacht sofort, indem du einen Tierarzt*in aufsuchst. Damit ist das Phantom, das über den Mittelmeerkrankheiten kreist, schnell verpufft.

In unseren FAQs gibt es übrigens einen sehr ausführlichen Beitrag über die Herzwurmerkrankung.