Babesiose

Allgemeines zu Babesiose

Als Babesiose (auch: Piroplasmose) bezeichnet man die durch Zecken übertragene parasitäre Infektion mit Babesienarten, die zu den Bakterien der Familie Babesiidae gehören. Diese zählen zur Ordnung der Piroplasmida.
In Europa ist vor allem die große Babesienart Babesia canis verbreitet, mit ihren Unterspezies Babesia canis vogeli und Babesia canis vulpes. Die Erreger befallen ausschließlich die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und zerstören sie, sodass es zu einer Anämie (Blutarmut) kommt, die auch tödlich enden kann.
Der Verlauf der Krankheit zeigt akute und chronische Phasen.Menschen können sich ebenfalls durch einen Zeckenstich mit Babesiose infizieren, eine direkte Übertragung vom Hund auf den Menschen ist jedoch nicht möglich!

Verbreitung von Babesiose

Babesia-Arten sind weltweit zu finden und an das Vorkommen der geeigneten Zeckenart gebunden. Die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) überträgt hauptsächlich Babesia canis canis und ist von Südeuropa bis Nordfrankreich, Deutschland und Polen verbreitet – mit der Tendenz einer weiteren Ausbreitung nach Nordosten.
Die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus), Überträgerin von Babesia canis vogeli, sowie die Babesia canis vulpes übertragende Igelzecke (Ixodes hexagonus) sind ebenfalls in der Verbreitung begriffen.
Als wichtigste Reservoirwirte zählen in Europa Hunde.

Infektionsweg von Babesiose

Die Infektion mit Babesia canis erfolgt durch einen Stich der jeweiligen o.g. Zeckenart, wobei die Erreger schon nach ca.12 Stunden übertragen werden können. Die Inkubationszeit beträgt 5 Tage bis 3 Wochen.
Möglich ist auch eine Übertragung durch das Blut eines infizierten Tieres im Rahmen einer Transfusion.

Mögliche Schäden

Die Babesia befallen, wie oben beschrieben, die roten Blutkörperchen, was zu deren Zerstörung und in der Folge zu einer Blutarmut führt. Dadurch kann es zu einer Vielzahl möglicher Schäden im gesamten Organsystem kommen.

Symptome von Babesiose

Der Krankheitsverlauf unterscheidet drei Phasen:
In der akuten Phase können Symptome aus dieser leider sehr langen Liste beobachtet werden:

  • Hämolyse (Auflösung von roten Blutkörperchen) mit darauffolgender Anämie („Blutarmut“)
  • Bilirubinurie (Bilirubin = Abbauprodukt des Hämoglobins, Gallenfarbstoff; Bilirubinurie = vermehrte Ausscheidung des Stoffs)
  • Hämoglobinurie (dunkler, Cola-farbener Urin), Fieber bis 42°C
  • Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Blutungsneigung, blasse Schleimhäute, Ikterus („Gelbsucht“, Gelbfärbung der Schleimhäute)
  • Katarrh (Entzündung der Schleimhäute, häufig der Atmungsorgane) und Stomatitis (Entzündung der Mundschleimhaut)
  • Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Myositis (Entzündung der Skelettmuskulatur)
  • Aszites (Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle)
  • Vergrößerung von Milz (Splenomegalie) oder Leber (Hepatomegalie)
  • Bewegungsstörungen, epileptiforme Anfälle
  • seltener Ödembildung (Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe)
  • Weiteres ist im Labor (Blut und Urin) festzustellen

In der subklinischen Phase, also einer Phase mit nur leichten Symptomen, zeigen sich häufig leichtes Fieber, Anämie und Teilnahmslosigkeit.
In der späteren chronischen Phase können die Symptome sehr unterschiedlich sein und natürlich müssen nicht alle auftreten:
Schwäche, Abgeschlagenheit, Apathie (Teilnahmslosigkeit), Lethargie (extreme Müdigkeit mit herabgesetzter Reizschwelle), Gewichtsabnahme bis zur Abmagerung, blasse Schleimhäute, Anämie, Niereninsuffizienz.

Diagnostik

In der akuten Phase ist ein direkter Erregernachweis über einen angefärbten Blutausstrich aus dem Kapillarblut möglich. Das Blut sollte nicht aus der Vene entnommen werden, sondern aus dem Endgebiet der Blutgefäße, den Kapillaren, z. B. an den Ohren oder der Spitze der Rute, da hier die Babesienkonzentration am höchsten ist. Dieser Nachweis kann direkt in der Tierarztpraxis durchgeführt werden und ermöglicht im Akutfall eine schnelle Reaktion.
Die Untersuchung mittels PCR aus dem Blut sollte jedoch unbedingt zusätzlich durchgeführt werden, da hier über die Erreger-DNA die Erregerart nachgewiesen werden kann, was wiederum Auswirkungen auf die Behandlung hat. Außerdem ist der direkte Nachweis der kleineren Babesienarten mikroskopisch sehr schwierig, die PCR hingegen äußerst sicher.
Wichtig ist eine Differenzialdiagnostik hinsichtlich Anaplasmose, Ehrlichiose, Mycoplasmose (bakterielle Infektion), SLE (Systemischer Lupus erythematodes, eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die Haut, Bindegewebe und Organe befallen kann), IMHA (Immunhämolytische Anämie).

Behandlung von Babesiose

Die Behandlung erfolgt mit dem Mittel Imidocarb, wobei die Häufigkeit der Gabe sowie die Dosierung von der Erregerart abhängt. Je nach Erreger kommt die zusätzliche Verabreichung des Antibiotikums Doxycyclin in Betracht. Als Notfallmaßnahmen sind Infusionen, Dialyse und Bluttransfusionen angeraten. Während der Behandlung muss die PCR zur Kontrolle eventuell mehrmals zur Kontrolle wiederholt werden. ​

Prognose von Babesiose

Die Prognose hängt von mehreren Faktoren ab: Babesien-Stamm, Schwere des Verlaufs, Alter des Hundes, ggf. Impfstatus (s.u.).
Wird die Infektion zeitnah und korrekt diagnostiziert und entsprechend behandelt, ist die Prognose zwar relativ gut, aber durchaus unsicher. Die Elimination der Erreger ist schwierig und wird häufig nicht erreicht, sodass viele Hunde dauerhaft infiziert bleiben und auch (schwere) Rückfälle erleiden können.

Vorbeugung

Gegen die Babesiose gibt es tatsächlich einen Impfstoff, der jedoch nur in der Schweiz zugelassen ist.
Daneben ist eine chemische Prophylaxe möglich (Imidocarb), die vor einer Reise verabreicht werden kann und deren Wirkung ca. 3–4 Wochen anhält.
Ansonsten die übliche Prophylaxe mittels Spot-on oder Halsbändern, die Meidung von Risikogebieten sowie das zeitnahe Entfernen vorhandener Zecken.

Quellen
Suter, Kohn, Schwarz (Hrsg.): Praktikum der Hundeklinik, Stuttgart 2012, S. 375ff.
www.parasitosen.de
Roche Lexikon Medizin, 5. Auflage, München 2003
www.gesundheitszentrum-fuer-kleintiere-luedinghausen.de