Herzwurmerkrankung

Allgemeines zur Herzwurmerkrankung

Die Herzwurmerkrankung ist eine durch Stechmücken übertragene, insbesondere bei Hunden und Katzen auftretende Erkrankung, die durch den fadenförmigen Parasiten Dirofilaria immitis (Herzwurm) ausgelöst wird. Katzen scheinen nicht so empfänglich für eine Infektion zu sein, doch auch bei ihnen kann diese Erkrankung ernsthafte Formen annehmen. Des Weiteren können sich auch Frettchen und sogar der Mensch infizieren. Der Mensch ist für die Larven des Herzwurms jedoch ein Fehlwirt, d. h., die Larven erreichen keine weiteren Entwicklungsstadien und werden auch nicht geschlechtsreif. Sie verkapseln sich eventuell im Lungengewebe, wo sie auch Thoraxschmerzen und Husten auslösen können, oder sogar im Auge. Viele Patienten bleiben jedoch asymptomatisch.
Es handelt sich um eine sehr ernsthafte Erkrankung, deren Prognose jedoch bei frühzeitiger Behandlung meist sehr gut ist. In späteren Stadien treten leider häufig schwere Schäden auf und der Verlauf kann tödlich sein

Verbreitung der Herzwurmerkrankung

Die Herzwurmerkrankung ist seit vielen Jahren in den USA sowie den Mittelmeerländern verbreitet. Erst seit wenigen Jahren fällt die Dirofilariose auch in den osteuropäischen Ländern auf, wobei sie in manchen Teilen Rumäniens besonders verbreitet zu sein scheint. Durch die zunehmende Einfuhr ausländischer Hunde aus endemischen Ländern, Urlauben mit eigenem Hund in Verbreitungsgebieten sowie den zunehmend warmen Sommern in Deutschland nimmt die Zahl der positiv getesteten Tiere auch hierzulande immer mehr zu. Insofern sollte jeder verantwortungsvolle Hundehalter daran mitarbeiten, die Verbreitung so weit wie möglich einzudämmen.

Infektionsweg und Entwicklung des Herzwurmes

Der Lebenszyklus des Herzwurms ist kompliziert und dauert einige Monate. Für seine Entwicklung benötigt er zwei Wirte, was bedeutet, dass er sich zwar im Körper des Hundes vermehrt, jedoch für seine weitere Entwicklung die Übertragung auf einen anderen Hund durch eine Mücke nötig ist. Eine direkte Übertragung von Hund zu Hund ist nicht möglich.
Mittlerweile sind ca. 70 Mückenarten bekannt, die Herzwurmlarven übertragen können. Der Klimawandel macht ihnen die zunehmende Verbreitung nach Norden leichter.
Sticht eine Mücke einen infizierten Hund, nimmt sie dabei Herzwurmlarven (Mikrofilarien) auf. In den Eingeweiden der Mücke erreichen die Larven ein neues und infektiöses Stadium. Diese Larven gelangen bei einem Stich in die Unterhaut eines anderen Hundes, wo sie nach 1 bis 2 Wochen das Larvenstadium erreicht haben, das dann durch das Unterhaut- und Fettgewebe sowie die Muskulatur bis zu den Blutgefäßen wandert. Im Gefäßsystem entwickeln sich die Herzwürmer zu erwachsenen Parasiten, wobei die Weibchen eine Länge von 30 cm erreichen können. Die erwachsenen Würmer (Makrofilarien) siedeln sich bevorzugt in den Lungengefäßen an, inwiefern der Name Herzwurm etwas irreführend ist. Jedoch können die Würmer auch tatsächlich bis zum rechten Herz wandern.
Da die Makrofilarien erst 6 bis 8 Monate nach der Infektion des Hundes geschlechtsreif werden, können sie auch erst zu diesem Zeitpunkt im Blut nachgewiesen werden.
Die Makrofilarien wiederum geben Mikrofilarien in den Blutstrom des Wirtstieres ab, wobei diese jedoch nicht infektiös und wachstumsfähig sind. Dazu bedarf es wiederum der Mücke als Zwischenwirt …

Mögliche Schäden durch den Herzwurm

Obwohl die Mikrofilarien, die von den erwachsenen Würmern in den Blutkreislauf abgegeben werden, ohne den Zwischenwirt Mücke nicht wachstumsfähig und nicht infektiös sind, kann allein ihre Anzahl Schäden anrichten. Zirkulieren sehr viele Larven durch den Körper, können sie die kleinsten Gefäße verstopfen und so zu Sauerstoffmangel in wichtigen Organen führen, was an sich schon Herzversagen, aber auch andere tödliche Organschäden verursachen kann.
Weitere Schäden werden durch erwachsene Herzwürmer verursacht, die bis zu 7 Jahre im Hund überleben können. In diesem langen Zeitraum können sie viele und schwere Schäden vor allem in der Lunge verursachen. Aufgrund der Größe der ausgewachsenen Würmer kommt es entsprechend bei kleineren Hunde zu schlimmeren Komplikationen als bei großen Patienten. Bei kleineren Rassen können die Makrofilarien selbst bei geringer Anzahl die Lungengefäße verlegen und bis ins rechte Herz wandern. Bei großen Rassen bleiben die Würmer meist in den Lungengefäßen, sodass auch bei starkem Befall im Herzultraschall oft keine Würmer nachgewiesen werden können.
Die Würmer üben im Gefäßsystem Reize auf die Gefäßwände aus, worauf diese mit entzündlichen Reaktionen antworten, die sowohl die Gefäßwände selbst als auch das umliegende Gewebe verändern: Die Gefäße werden im Durchmesser kleiner und die Gewebe verlieren an Elastizität, sodass die Durchblutung der Lunge beeinträchtigt wird. Bei langer Krankheitsdauer bzw. ausgeprägtem Befall kann es in der Folge zu gefährlichem Lungenhochdruck (pulmonale Hypertension oder Hypertonie) führen, da die rechte Herzhälfte nun mehr arbeiten muss, um genügend Blut in die veränderte Lunge zu pumpen. Die dadurch bedingte Vergrößerung des rechten Herzens kann zu Flüssigkeitseinlagerungen in Bauch (Aszites) oder Brustkorb (Pleuraerguss) bis hin zu Herzversagen führen.
In sehr schweren Fällen dringen die Würmer in die rechte Vor- und Hauptkammer des Herzens vor und hindern dabei die Trikuspidalklappe, die die beiden Kammern trennt, sich zu schließen und ihre Funktion beim Blutdurchfluss zu erfüllen.
Daneben kann es durch mechanische Reize zur Zerstörung der roten Blutkörperchen kommen (Hämolyse), was zu Blutarmut (Anämie) führt.
Wichtig ist: Je länger die Erkrankung unbehandelt bleibt, umso größer und irreversibler können die Schäden werden!

Symptome der Herzwurmerkrankung

In den frühen Stadien des Wurmbefalls treten oft nur wenige und auch sehr unspezifische Symptome auf, sodass die Erkrankung lange verborgen bleiben kann. Deshalb ist es so wichtig, Hunde aus dem endemischen Ausland oder nach einem Aufenthalt in einem endemischen Gebiet unbedingt testen zu lassen.
Das Auftreten von Symptomen ist abhängig von der Anzahl der Würmer und ihrer Länge. Sie beginnen oft in einer ganz leichten Ausprägung und werden nur langsam stärker.
Mögliche Symptome sind:

  • trockener Husten
  • Kurzatmigkeit
  • schnelle Ermüdung
  • Nervosität
  • Lustlosigkeit
  • Ohnmacht
  • Orientierungslosigkeit
  • Wassereinlagerungen in Bauch und Gliedmaßen (Ödeme)
  • Appetitlosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Herzversagen

Diagnostik

Parallel zu dem Mikrofilarientest sollte auch ein Test auf Makrofilarien durchgeführt werden.
Fällt der Mikrofilarientest negativ aus, kann das auch ein „falsch negatives“ Ergebnis sein, wenn die Filarien noch nicht geschlechtsreif sind, der Hund nur mit männlichen Würmern belastet ist oder im Vorfeld eine medikamentöse Entwurmung durchgeführt wurde. Häufig wird eine Testwiederholung erst nach 6 Monaten empfohlen, manche Tierkliniken raten jedoch zu einer Wiederholung bereits nach drei Monaten und bei ebenfalls negativem Ergebnis zu einem erneuten Test nach weiteren 3 Monaten.
Beim Testen auf vorhandene Makrofilarien können nur geschlechtsreife weibliche Würmer nachgewiesen werden, da hier ein Antigen aus der Gebärmutter der Würmer getestet wird. So kann es bei einem Befall nur mit männlichen Würmern ebenfalls zu einem falsch negativen Ergebnis kommen.
Ist einer der Tests positiv, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden: Röntgen des Brustkorbs in verschiedenen Ebenen sowie Herzultraschall. Nur so können das Ausmaß des Befalls und eventuell schon bestehende Schäden erkannt und das Behandlungsrisiko eingeschätzt werden.

Behandlung der Herzwurmerkrankung

Die Behandlung der Herzwurmerkrankung erfolgt multimodal, d. h., es werden mehrere Medikamente eingesetzt, um möglichst alle Stadien der vorhandenen Herzwürmer abzutöten. Mit einer Behandlungsdauer von 6 Monaten ist zu rechnen.
Die folgenden Ausführungen entsprechen den Empfehlungen der American Heartworm Society AHS sowie der European Society of Dirofilariosis and Angiostrongylosis ESDA, so wie sie von der Tierklinik Hofheim (für nähere Informationen siehe www.tierklinik-hofheim.de) und anderen umgesetzt werden.

Zum Einsatz kommen in der Regel drei Arzneimittel bzw. Arzneimittelgruppen:

  1. Makrozyklische Laktone: Hierbei handelt es sich um spezielle Entwurmungsmittel mit Wirkstoffen wie Moxidectin, Milbemycin oder Selamectin. Die Wirkstoffe werden z.B. unter dem Handelsnamen Advocat vertrieben und töten die Larven, die sich noch im Gewebe befinden und die unreifen Würmer in den Blutgefäßen. Außerdem schwächen sie die jungen, erwachsenen Würmer. Die Behandlung mit makrozyklischen Laktonen erstreckt sich über mindestens 4 Monate, die Gabe erfolgt alle 28 bis 30 Tage.
  2. Doxycyclin: Doxycyclin ist ein Antibiotikum, das dazu dient, die auf den Herzwürmern lebenden Bakterien abzutöten. Diese Bakterien helfen den Herzwürmern beim Überleben und der Vermehrung, können jedoch auch selbst das Lungengewebe schädigen und beim Absterben der Makrofilarien das Risiko für Lungenembolien erhöhen. Empfohlen wird eine 4-wöchige Therapie vor Beginn des nächsten Therapieschritts. Begonnen wird diese Behandlung gleichzeitig mit den makrozyklischen Laktonen.
  3. Melarsomin (adultizide Therapie): Der Wirkstoff Melarsomin mit dem Handelsnamen Immiticide wird dreimal per Injektion verabreicht, um die erwachsenen Würmer abzutöten. Der Beginn dieser Behandlung liegt 1 bis 2 Monate nach dem Behandlungsbeginn mit den makrozyklischen Laktonen. Die zweite Injektion erfolgt 4 Wochen nach der ersten, die dritte Injektion 24 Stunden später. Die Injektionen sind schmerzhaft, aber der Hund muss absolut ruhig halten. Deshalb ist es möglich, dass eine Sedierung/leichte Narkose empfohlen wird. Während und nach der Behandlung werden mehrere Kontrolluntersuchungen durchgeführt, die Abschlussuntersuchung erfolgt in der Regel 6 Monate nach der letzten Injektion. Sind schon ernsthafte organische Schäden entstanden, müssen diese auch weiterhin kontrolliert werden.

Achtung:
Wenn erwachsene Herzwürmer absterben, werden sie aus den Lungengefäßen ausgeschwemmt und können dabei zu Thrombosen/Lungenembolie führen, was durchaus auch tödlich enden kann. Bewegung erhöht den Blutdurchfluss, was das Risiko deutlich vergrößert.
Deshalb ist es unerlässlich, den Hund über die Dauer der Behandlung – 1 bis 2 Monate nach der letzten Injektion – ruhig zu halten. Das bedeutet bei starkem Befall, den Hund eventuell auch über Monate in einer Box unterzubringen und ihn nur kurz und angeleint zum Lösen nach draußen zu bringen.

Slow-Kill-Methode

Die sogenannte Slow-Kill-Methode zielt – wie der Name sagt – auf ein langsameres Abtöten der Würmer ab, um so die Belastung des Hundes zu verringern. Bei dieser Methode wird ebenfalls das Antibiotikum Doxycyclin verabreicht, sowie ein makrozyklisches Lakton – dies jedoch über einen langen Zeitraum hinweg. Allerdings gibt es hier kein einheitliches Behandlungsschema und auch keine Leitlinien, sodass die von verschiedenen Seiten empfohlene Therapiedauer stark variiert – von 6 bis 24 Monate. Da auch hier Würmer absterben und eine Lungenembolie verursachen können, müssten die Patienten auch bei dieser Methode über die gesamte Behandlungsdauer ruhig gehalten werden, was kaum zu realisieren ist.
Ein weiterer Nachteil der Methode ist das anhaltende Wachstum der nicht getöteten Würmer, welche dann zu den oben beschriebenen Schäden des Lungengewebes führen können. Schließlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich bei einer so langen Therapiedauer Resistenzen gegenüber dem verabreichten Mittel bilden können. ​

Vorbeugung

​Die beste Vorbeugung gegen eine Infektion mit Herzwürmern ist es, den eigenen Hund nicht in ein Gebiet mit endemischer Verbreitung mitzunehmen.
Ist dies unerlässlich, kann nach der Reise (falls sie weniger als einen Monat dauert), ein makrozyklisches Lakton gegeben werden. Während des Aufenthalts in einem endemischen Gebiet kann ein Repellent eingesetzt werden, das Mücken abhält und so das Infektionsrisiko senkt.

Quellen
www.tierklinik-hofheim.de